Natalie Failla-Grahn (Caritas-Wien): Aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven im Servitenkloster

Von: <Natalie.Failla-Grahn@caritas-wien.at>
Datum: 18. Juni 2013 22:51
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich darf Ihnen von Seiten der Caritas Wien sowohl die aktuellen Entwicklungen als auch die möglichen Zukunftsperspektiven des Protests der Flüchtlinge im Servitenkloster mitteilen.

Seit die Flüchtlinge Anfang März Quartier im Kloster bezogen, haben Caritas (Betreuung) und Erzdiözese Wien (Eigentümer) stets betont, dass das Kloster bis Ende Juni 2013 – als Flüchtlingseinrichtung genutzt werden kann. Nicht zuletzt auch deshalb führen MitarbeiterInnen der Caritas seit Wochen Einzelgespräche mit den Klienten vor Ort, um sie auf die „Zeit danach“ vorzubereiten.

Die Gründe warum die Flüchtlinge aus dem Servitenkloster ausziehen müssen sind vielfältig. Zum einen gibt es vertragliche Festlegungen, wonach das Kloster von den Behörden (Fonds Soziales Wien) derzeit nur bis Ende Juni als Grundversorgungseinrichtung anerkannt wird. Klar ist aber auch, dass die Caritas den laufenden Betrieb und die erhöhten Personalkosten mit Spendenmitteln allein nicht bestreiten kann. Darüber hinaus werden am Standort in der zweiten Jahreshälfte auch bauliche Maßnahmen dringend notwendig. Denn 2014 werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) das Servitenkloster als neue Bleibe bewohnen.

Wie einige von Ihnen vielleicht bereits erfahren haben, gab es am 10. Juni ein gemeinsames Treffen der unterschiedlichen AkteurInnen (Flüchtlinge, SupporterInnen, Erzdiözese Wien, Caritas Wien) des Servitenklosters. Hierbei wurden die Angebote von Seiten der Erzdiözese Wien sowie der Caritas Wien vorgestellt, die nach dem 30.06.2013 zur Verfügung stehen.
Konkret handelt erstens um zukünftige Wohnplätze aber auch um das zur Verfügung stellen eines Raumes, der für den politischen Protest genutzt werden kann.

Der Raum der weiterhin zur Verfügung stehen kann ist der „Theaterkeller“ im Servitenkloster. Dieser könnte bis Ende Oktober 2013, eventuell auch länger zur Verfügung stehen, wenn er ausschließlich als Protestraum und nicht als Unterkunft genutzt wird.

Bei den zukünftigen Wohnmöglichkeiten handelt es sich überwiegend um mobil betreute WGs, aber auch um Plätze in bestehenden Grundversorgungseinrichtungen folgender TrägerInnen: Volkshilfe, Diakonie, Verein Tempus, Kolping sowie die Caritas Wien. Werden diese nicht angenommen und die Flüchtlinge verbleiben weiterhin im Servitenkloster, was prinzipiell für einen kurzen Zeitraum möglich wäre, besteht die Gefahr, dass sie den Anspruch auf Grundversorgung verlieren, da sie die Ihnen über den FSW angebotenen Plätze nicht annehmen. Natürlich besteht auch die Möglichkeit einer Privatunterbringung. Hierfür müssten die Flüchtlinge jedoch rechtzeitig (bis zum 30.06.2013) einen Mietvertrag bzw. Meldezettel in der Servicestelle Mariannengasse vorweisen.

Viele aber nicht alle Flüchtlinge wünschen sich jedoch weiterhin einen Ort an dem sie gemeinsam untergebracht sein können. Leider sehen wir uns (u. a. aus den oben genannten Gründen) außer Stande diesem Wunsch zu entsprechen.
Nichtsdestotrotz ist es uns als Caritas Wien ein Anliegen, im Zuge dieses Schreibens den Wunsch der Flüchtlinge nach einer gemeinsamen Unterkunft zu streuen. Sollten Sie, als Einzelperson als auch als Organisation, ausreichend große Unterkunftsmöglichkeiten kennen oder über solche verfügen, bitte ich Sie diese der Caritas Wien namhaft zu machen, damit wir dies den Flüchtlingen mitteilen können.

In der Hoffnung, Ihnen mit diesem Schreiben einerseits das Bemühen der Caritas Wien dargelegt und andererseits dem Wunsch der Flüchtlinge nach einer gemeinsamen Unterkunft auch an dieser Stelle kundgetan zu haben, verbleibe ich mit der Zuversicht, dass der politische Protest aufgrund des zur Verfügung gestellten ‚Theaterkellers‘ weiter öffentliche Aufmerksamkeit und Ihre Unterstützung erfährt.

Herzliche Grüße,

Natalie Failla-Grahn

Dipl.-Soz.   Natalie Failla-Grahn M.A.
Leiterin Asyl und Integration
Caritas der Erzdiözese Wien
1160 Wien, Albrechtskreithgasse 19-21
www.caritas-wien.at