Frontalangriff der ÖH auf die Bewegung.

Von: RSO
Datum: Montag, 2. November 2009 22:37
 
Frontalangriff der ÖH auf die Bewegung.
 
Die Statements, die am 29. 10. im Audimax von Sigrid Maurer kamen, ÖH-Vorsitzende von den Grünen und Alternativern StudentInnen, entlarven das wahre Gesicht der sogenannten “linken” ÖH, die mit links nicht mehr viel zu tun hat. In vier verschiedenen Äußerungen von Sigrid Maurer tritt offene Feindseligkeit gegenüber der wertvollsten und interessantesten Massenbewegung deutlich zutage, die Österreich seit Jahren, seit Jahrzehnten gekannt hat, und dabei verwickelt sich die Jung-Grüne auch noch in Widersprüche, als hätte sie nicht gelernt, logisch zu denken – was man von einem Funktionär, einer Funktionärin doch erwarten darf.
 
Sie stellt zuerst zurecht fest, daß die studentische Bürokratenkammer – so nennt sie sie nicht – kein Recht hat, im Namen der Bewegung zu sprechen, was unbestritten ist: “Die ÖH hat klargestellt, daß sie kein Mandat hat, die Bewegung zu vertreten”.
 
Aber dann kommt ein Schlag ins Gesicht, der von einem tiefschwarzen Studentenführer stammen könnte: “Wir sind nicht nur euch verpflichtet, sondern den restlichen 240.000 Studierenden in Österreich auch.”
 
Hat man Ähnliches nicht schon gehört? Wir sind auch für die übergroße Mehrzahl der Studierenden da, die ihre Prüfungen machen wollen. Das erbärmlichste Argument, das mit der weithin bekannten Tatsache operiert, daß in allen Bewegungen zumeist eine Minderheit bewußt ist, konsequent denkt, agiert und sich organisiert, wird hier in alter Manier rancunehaft gegen die Bewegung gewendet. Hinter der Botschaft “Wir vertreten zumindest auch die Mehrzahl der Braven” steht jene andere, die da heißt: “Aber nicht die Minderheit der Unruhestifter!”
 
Ja aber damit hat sie auch wiederum recht, denn unsere Angelegenheiten, die wir nun selbst in die Hand genommen haben, werden schon sehr lange weder von der zeitweise großkoalitionären Bundes-ÖH vertreten, noch auch von der sogenannten linken Wiener Hauptuni-ÖH, und sie bringt die Sache noch einmal auf den Punkt, wenn sie wörtlich sagt: “Wir sprechen nicht für diese Gruppe hier!”, und dies war deutlich mit einem extrem unwilligen Tonfall gesagt, der nur mit Mühe seine Agressivität verbergen konnte. Wer sich das angehört hat, der konnte in der gestischen Abwehrhaltung, in der Verächtlichkeit des Tonfalls und der leichten Erhöhung des Stimmvolumens Unwilligkeit und Verachtung deutlich wahrnehmen.
 
Da es eine Frau ist, fällt hier besonders ins Gericht, daß hier von weiblicher Seite den vielen versammelten und engagierten Frauen, die Selbstorganisation wollen und keine neue Parteienabhängigkeit, in den Rücken gefallen wird.
 
Aber es ist auch erklärbar. Ein universitärer bürgerlicher Feminismus, also Pseudo-Feminismus, der, wie exemplarischerweise mit einer Broschüre der GRUWI, der Vorgängerin der HUS, vor einigen Jahren geschehen, die Zentral-Forderung “Women in Leadership” erhebt, ist wohl kaum fähig und willens, sich mit solchen Losungen für die Masseninteressen der Frauen einzusetzen, die hier im Plenum vertreten sind.
 
Und wir erwarten es uns auch nicht, nach den Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren mit der ÖH gemacht haben. Aber wir erwarten uns wenigstens von diesen “Vorsitzenden” eine einigermaßen klare und logische Sprache.
 
Wenn sie schon zurecht feststellt, daß sie kein Mandat hat – niemand hat behauptet, sie hätte ein Mandat – dann hat sie aber auch kein Recht, diese Bewegung abzurteilen, von oben zu verurteilen. Sie hat nämlich weder das Mandat erhalten, im Namen dieser Bewegung zu sprechen, noch diese Bewegung zu liquidieren.
 
Aber dann kommt das hinterhältigste Argument, das gemeinhin von Reformisten gegen Bewegungen verwendet wird: Man solle doch das Große und Ganze im Auge behalten, und sich nicht in Einzelheiten verzetteln.
 
Wer politische Bewegungen beobachtet, der wird generell feststellen können, daß gerade diejenigen, denen eine Änderung des Ganzen am allerwenigsten am Herzen liegt, gegen gefährlich werdende konkrete Forderungen der Basis stets mit der Beschwörung des Allgemeinen in Stellung gehen. Die, die reale Reformen verhindern wollen, werfen den Befürwortern radikalerer Reformen reformerischen Kleinkram vor. Ein klassisch sozialdemokratisches Manöver!
 
Und wie nimmt sich das im Original-Ton aus? “Mit Einzelforderungen, mit kleinen Zuckalen, die erkauft werden, ist niemandem gedient.”
 
Hätte diese Revolutionärin interessante Aspekte und Entwicklungsmöglichkeiten möglicher Synergien zwischen einem notwendigen konkreten Reformprozeß innerhalb der ÖH-Strukturen und einer neuen egalitären Bewegung zum Thema gemacht und vielleicht versucht, dies theoretisch zu fassen, dann wäre sie dem Plenum willkommen gewesen.
 
Aber so muß man sich wirklich fragen, ob man nicht nur den Rücktritt des Polizei-Rektors der Haupt-Uni, sondern auch den der “grün-alternativen” Vorsitzenden der ÖH fordern muß, deren SprecherInnen sich nur mehr angepaßt-diplomatisch verhalten können.
 
Sollen WIR für diese déformation professionelle zahlen?
 
Keinesfalls können diese plenarfeindlichen Kräfte bei Verhandlungen anwesend sein, geschweige denn mitwirken. Sie würden mit ihrer blasierten, abgehobenen Art alle Forderungen umbiegen, verfälschen, verwässern.
 
Es fällt auf, daß ihre Attacken im Protokoll des Plenums nicht aufscheinen!