K.Fischbacher: Antwort an E.Georgiev zur Frage „zu viel Geld“

K.Fischbacher

Antwort auf “Zu viel Geld”

Lieber Elmir,

folgende Statistik aus „NachDenkSeiten“ von Albrecht Müller:

„1980 betrug das Volumen auf den weltweiten Finanzmärkten gerade einmal zehn Billionen Dollar. Heute liegt es bei rund 170 Billionen Dollar. Der weltweit geschaffene Reichtum hat sich in dem gleichen Zeitraum von rund zehn auf 60 Billionen Dollar erhöht. Während die Reichtumsproduktion in der Realwirtschaft um das sechsfache angestiegen ist, sind die Finanzmärkte mit dem Faktor 17 aufgebläht worden.

Die Umverteilung von unten nach oben ist eine entscheidende Ursache für die Aufblähung der Finanzmärkte. Jeder Euro, der in Lohnkämpfen nicht durchgesetzt wurde, stärkt das vagabundierende Kapital auf den Finanzmärkten. Jeder Euro, den wir uns nicht erkämpfen konnten, befördert die Anarchie der relativ verselbständigen Finanzmärkte. Jetzt in der Krise schlagen die Turbulenzen auf die Realwirtschaft zurück. Die Finanzmarktkrise hat bis zu einem bestimmten Punkt ihr anarchisches Eigenleben, aber sie ist letztlich nur möglich geworden weil in der Produktionssphäre die Beschäftigten in immer stärkerem Maße enteignet wurden. Große Teile des von ihn/pen erarbeiteten Reichtums ist ihnen vorenthalten worden. Oder anders ausgedrückt: Die Beschäftigten haben sich nicht hinreichend durchsetzen können, bzw. haben die kapitalistische Verfasstheit der Produktionsweise mit all ihren Verwerfungen hingenommen. Insoweit ist die Finanzmarktkrise eine Krise der Produktionsweise.“

Albrecht Müller argumentiert in diesem Artikel eben richtig, dass nicht eine „Geldschwemme“ die eigentliche Krisenursache ist. Aber im Punkt 3 will er dies mit einer falschen Antwort auf die Frage beweisen, warum z.B. die Citygroup in Not geraten sei? Weil ihr 100 Mrd. fehlen und wenn es eine Geldschwemme gäbe, „müsste dieses Geld doch jetzt zur Verfügung stehen“. Nun, die Konkurrenten auf dem Globus von chinesischen Banken bis zur Deutschen Bank haben die 100 und mehr Milliarden Dollar eingestrichen!

Mit dem „zu viel Geld“ wollte ich ausdrücken, dass Kredit- und Derivate-Banker und Yuppies dazu tendieren, die Geldmenge aufzublasen, die gewaltige Geldblase zieht sich aber zyklisch immer wieder zusammen, wenn in der der Produktionssphäre das Kapital die Lust zum Produzieren verliert, wenn der Fall der Profitrate zur steten Verminderung der Profitmasse geführt hat, Massenerwerbslosikeit wächst, Warennachfrage sinkt und das Kreditwesen in die Krise kommt mit all den Krisenverschärfungen durch „faule“ Kredite, wie wir sie 2007/08 ausgehend von der US-Immobilienkrise gesehen haben.

Inzwischen – 2010 – haben sich die Banker und Yuppies bekanntlich mit Billionen Euro/Dollar schon wieder kräftig erholt. Nicht umsonst sorgen sich alle Noten- und Zentralbanken seit Jahren bei der Leitzinsbestimmung um die Inflationsgefahr ….

Liebe Grüße
Bis Samstag
Karl Fischbacher