Anadolu, 22.6.2014: Versprechen an Soma-Bergarbeiter wurden nicht eingehalten… Der Widerstand der Arbeiter geht weiter!

Obwohl der Ministerpräsident und die Minister persönlich ihr Versprechen gaben, dass den überlebenden Bergarbeitern in Soma ihre Löhne ausbezahlt werden, blieb das Einkommen diesen Monat gleich aus.
Daraufhin versammelten sich die Arbeiter am 17. Juni vor dem Bezirksamt. Um 12:00 Uhr marschierten die aufgebrachten Arbeiter mit den Parolen „Die Arbeiter sind hier, wo ist der Staat“, „Soma schlaf nicht, setz dich für deine Bergarbeiter ein“, „Kleinhändler schlaft nicht, setz dich für deine Bergarbeiter ein“, „Wir werden Widerstand leisten und siegen“ bis zum Bergarbeiter-Denkmal auf dem ‚Bes Yol‘-Platz.

Rund 500 Arbeiter legten den Straßenverkehr lahm und forderten, dass die ihnen gegebenen Versprechen eingehalten und ihre Löhne ausbezahlt werden.

Der Bezirksvorsteher von Soma, Mehmet Bahattin ATCI kam schließlich zu den Arbeitern, die zuvor 2 Stunden lang den Verkehr blockiert hatten. Er erklärte ihnen gegenüber, dass es keinen Sinn mache die Straße zu blockieren, dass sich Leute ständig darüber beschweren würden, dass sie damit die Verkehrsfreiheit der BürgerInnen einschränken und sich strafbar machen würden.

Auf die Worte des Bezirksvorstehers, der dann sagte „Eure Löhne werden bis zum Abend auf dem Konto sein“, antworteten die Arbeiter, dass sie ständig hintergangen und belogen werden und fragten ihn, ob er nicht wisse, dass als Folge Menschen kommen und die Straße versperren würden.

Der Bezirksvorsteher sagte mit erhobener Stimme „Einige von euch reden so und missbrauchen meine Gutmütigkeit. Unter euch befinden sich ein oder zwei Personen, die auf Provokationen aus sind. Ihr wisst nicht, was ihr redet, zwei oder drei Leute treten hervor, eine schreit, die andere schimpft, dazu habt ihr kein Recht. Die unkultivierten, die so reden, sollen ruhig sein, lasst euch nicht provozieren“. Er fügte hinzu, dass er auf der Seite der Arbeiter stehe und nicht wolle, dass sie mit der Polizei konfrontiert werden und dass sie in eine nachteilige Position kämen, obwohl sie im Recht seien. Er drohte, dass ansonsten die Polizei mit Gewalt einschreiten und den Weg freimachen würde. Einer der Arbeiter erhob die Hand und sagte „Wir wissen, dass Sie von oben Telefonanrufe erhalten und in eine schwierige Lage kommen. Wir haben ja deshalb die Straße blockiert, damit die Obrigkeeit und Sie in Bedrängnis kommen. Ich habe 1 Lira in meiner Tasche. Ich kann kein Brot nach Hause bringen. Ich kann meine Rechnungen nicht bezahlen. Ich schäme mich, nach Hause zu kommen“.

Darauf der Bezirksvorsteher „Ich verstehe euch, aber mit Straßensperren funktioniert das nicht. Wir setzten gerade unsere Gespräche fort. Ich bin nicht der Vorgesetzte der Firma. Ich bin auch kein Buchhalter. Ich bin die Person, die sich am meisten für eure Gehälter einsetzt. Es ist falsch, dass ihr eure Wut, an mir auslässt.
Der Vorsitzende der Planungs- und Budgetkommission hat mich angerufen. Sie sind darum bemüht, dass eure Löhne als letzte Lösung vom Staat ausbezahlt werden. Sie werden es dann von der Firma abbuchen. Sie werden in kurzer Zeit auch mit den Ministern reden. Am Abend werden wir die Sache zu Ende bringen“. Nach diesen Worten forderte er die Arbeiter auf, den Weg freizumachen.

Nachdem die Arbeiter zögerten, den Weg frei zu machen, wurden sie von Mobilen Einsatzkräften der Polizei umzingelt. Später gingen die Arbeiter von der Straße und setzten die Aktion im Hof des Bezirksvorstands fort.

Um 16:00 Uhr kam der Gouverneur von Manisa, Erdogan BEKTAS zu den Arbeiern vor den Bezirksvorstand. Er sagte den Arbeitern, die über Hunger klagten und ihr Geld forderten mit überheblicher und beshwichtigienden Worten, dass das Vermögen der Soma Holding beschlagnahmt wurde, weil sie eine Entschädigungsverfahren eingeleitet hätten. Das sei der Grund, weshalb sich die Gehälter verzögert hätten. Danach sagte er den Arbeitern auf herablassende Weise, „sie sollten zu Fuß in die Arbeit gehen, weniger Käse auf ihr Brot geben und von ihren Verwandten Geld leihen“. Nach dieser betrügerischen Aussage hieß es dann, die Gehälter werden nicht heute ausbezahlt,sondern erst am Freitag und der Gouverneur verabschiedete sich mit der Drohung „Ich werde die Polizei hier zusammen ziehen lassen. Morgen werden sie auch da sein. Bleibt nur hier, ihr werdet schon sehen“.

Um 21:00 Uhr kamen die Anwälte der CHD (Vereinigung Progressiver JuristInnen), die im ‚Gerechtigkeitskomitee für Soma‘ arbeiten, sowie Mitglieder der Revolutionären ArbeiterInnenbewegung (DIH) zu den Arbeitern und unterhielten sich mit ihnen. An die Arbeiter wurde Käse und Fruchtsaft verteilt. Einige Arbeiter brachten zur Sprache, dass der Bezirksvorsteher nur an die eigenen Interessen denkt und dass seine Worte vonwegen auf der Seite der Arbeiter zu stehen, nur dazu diene, um sie ruhig zu stellen. Der Gouverneur sei böse und der Bezirksvorsteher spiele die Rolle der ‚guten Polizei‘. Was an die Arbeiter verteilt wurde, komme auch nicht aus den Taschen des Bezirksvorstehers. Die Hilfsgüter für die Soma Arbeiter wurden nicht an die Arbeiter verteilt, und man versuche diese nun dafür zu benutzen. Die Arbeiter erklärten, dass es keinen anderen Weg gibt, als sich zu organisieren, Widerstand zu leisten und zu kämpfen.

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