Interview mit Sonia Mitralia & Giorgos Mitralias in Athen am 25.7.2012

Ein Teil der LabourNet-Austria-Redaktion war bekanntlich Juli/August in Griechenland und führte in Athen ein interessantes Videointerview mit Sonia Mitralia (Feministin und Lehrer-Gewerkschafterin) und Giorgos Mitralias (Journalist). Beide sind Gründungsmitglieder des griechischen Komitees gegen Schulden (CADTM) und AktivistInnen der „4.Internationale“.

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Wir sprachen natürlich über die aktuelle Situation der Verarmung großer Teile der griechischen Bevölkerung, die Stärke von Syriza und die faschistische Gefahr durch die Partei „Goldene Morgendämmerung“. Über die Frage zur Politik der EU-Troika kamen wir zu den Widerstandsformen und Möglichkeiten, wie gegen die Ausbeutungspolitik der stärkeren imperialistischen Länder Deutschland, Niederlande u.a. gegen die schwächeren Südosteuropas zu kämpfen. Dabei kam Genosse Giorgos in die politische Nähe, Griechenland als neue Kolonie einzustufen. Genossin Sonias Hinweis auf die nächste „Joint Social Conference“ in Mailand im September könnte eine gute Gelegenheit sein, eine europäische Rote Front gegen die Austeritätspolitik des Kapitals und seiner Regierungen (einschließlich der griechischen) aufzubauen. Ihre Bemerkung, dazu auch VERDI- und IGM-Metall-FunktionärInnen einzuladen, fassten wir als problematisch ein, wenn dazu nicht deutsche anti-sozialpartnerschaftliche oppositionelle GewerkschaftsaktionistInnen, sondern VERDI- und IGM-Metall-BürokratInnen eingeladen werden.

Große Übereinstimmung hatten wir mit beider Position, dass Syrizas Wahlerfolge ein großartiges Ereignis war und alle Linksradikalen, die es vor aller Kritik an diesem linksreformistischen Bündnis ablehnten, Syriza als sein linksoppositioneller Flügel Syriza zu helfen, mit kluger revolutionärer taktischer Politik dessen Masseneinfluss zu vergrößern, in der Tat als sektiererisch bezeichnet werden müssen. Wir gehen nämlich davon aus, dass der fulminante Wahlerfolg Syrizas fast zu stärksten und um nur drei Prozent weniger zur zweitstärksten Partei Griechenlands geworden zu sein, vor allem Ausdruck der Streikkämpfe der letzten Monate war. 14 Generalstreiks hatten de facto keine materiellen Erfolge gebracht. Und so versuchten es die griechische ArbeiterInnenklasse, „kleinen“ BeamtInnen, studierende und studierte Jugendliche und fortschrittliche MittelständlerInnen diesmal „politisch“, um Verbesserungen ihres Lebensstandars mittels Syriza zu erreichen! Wehe aber, wenn Syriza und Alexis Tsipras Führungsgruppe versagen! Giorgos sagte es uns abseits des Videointerviews noch eindringlicher, wie groß die faschistische Bedrohung bereits im Juni 2012 war, als die Faschisten verstärkt auf EinwanderInnen losschlugen und linke und Syriza-Stände überfielen …